Foto Filter – auch oft Kamerafilter genannt – können in der digitalen Fotografie verschiedene Zwecke erfüllen. Oft sind sie unerlässlich um Motive bei schwierigen Lichtverhältnissen abzulichten, sie können Farben verstärken oder Reflektionen reduzieren – oft schützen sie auch einfach nur eure Linse. Foto Filter werden häufig von professionellen Fotografen oder Filmemachern verwendet. Zum Beispiel benutzen viele Landschaftsfotografen oft verschiedenste Filter, dagegen brauchen Street-Fotografen selten irgendwelche Filter – es kommt also immer drauf an was man fotografiert. In der Fotografie dreht sich alles um die Qualität des Lichts. Daher ist es oft notwendig dieses Licht zu „modifizieren“, bevor es in euer Objektiv eintritt. Gerade im digitalen Zeitalter denken viele Fotografen, dass Lightroom und Photoshop physische Filter überflüssig machen, da man ja sowieso alles am PC nachbearbeiten kann. Im Folgenden werde ich euch zeigen, dass manche Filter eben nicht digital simuliert werden können und manche einfach notwendig sind um in der Nachbearbeitung gute Ergebnisse zu erzielen. In diesem Artikel stelle ich euch verschiedene Filter vor und erkläre welche Effekte sie haben und wie man sie einsetzt.
1) Was sind Filter und warum sollte man sie benutzen?
Objektivfilter funktionieren so wie Sonnenbrillen. Sonnenbrillen schützen uns vor schädlicher UV-Strahlung, vor Wind, Sand und der blendenden Sonne. Filter für eure Kamera funktionieren ähnlich – sie helfen dabei Reflektionen zu mildern, sie schützen euer Objektiv, sie dunkeln das einfallende Licht ab und können sogar Farben verstärken. Auf der anderen Seite kann ein falsch eingesetzter Filter auch euer Foto ruinieren. Deshalb ist es nicht nur wichtig zu wissen, welchen Filter man wann verwenden sollte, sondern auch wie man ihn verwenden sollte. Filter gibt es in allen Varianten – von billigen UV Filtern bis hin zu Grauverlaufsfiltern im Wert von über 100,00 €. Den richtigen zu finden ist gar nicht so leicht.
Schauen wir uns gemeinsam mal die verschiedenen Filter Arten an.
2) Überblick verschiedener Foto Filter
UV/Clear/Haze Filter
Sie schützen euer Objektiv vor Staub, Dreck, Feuchtigkeit und Kratzern. Teilweise reduzieren sie leichten Dunst auf euren Fotos, allerdings ist der Effekt minimal. Teure Filter haben eine hohe Güte und können dauerhaft auf eurer Linse bleiben, da sie die Bildqualität praktisch nicht beeinträchtigen.
Polarisationsfilter / Polfilter
Dieser Filter eliminiert polarisiertes Licht. Das ist Licht, das von verschiedenen Objekten reflektiert wurde und deswegen in verschiedenen Winkeln in euer Objektiv eintritt. Der Effekt ist enorm. Farben und Kontrast werden verstärkt, Reflektionen gemindert. Polfilter werden häufig als zirkulare Polfilter angeboten, das bedeutet, dass man die Stärke des Effekts einstellen kann.
Neutraldichtefilter / Graufilter / ND Filter
Dieser Filter reduziert das einfallende Licht, so wie eine Sonnenbrille. Dadurch verlängert sich die mögliche Verschlusszeit. Dieser Filter ist sinnvoll wenn ihr z.B. Wasser oder Wolken mitten am Tag seidig weich aussehen lassen wollt. Der Filter kann auch eingesetzt werden, wenn man am Tag mit offener Blende und Blitz fotografieren will.
Grauverlaufsfilter mit harten Verlauf / GND
Grauverlaufsfilter mit hartem Verlauf werden vor allem bei sehr kontrastreichen Motiven eingesetzt, bei denen der Himmel viel heller als der Vordergrund ist und es eine flache Horizontlinie gibt. Diese Filter sind meistens rechteckig und benötigen einen Filterhalter.
Grauverlaufsfilter mit weichem Verlauf / GND
Grauverlaufsfilter mit weichem Verlauf werden ebenfalls in Situationen mir starken Kontrasten verwendet – gerade dann, wenn der Horizont nicht ganz flach ist. Der weiche Verlauf ist auf dem Foto weniger sichtbar. Diese Filter sind ebenfalls meistens rechteckig und benötigen einen Filterhalter.
Grauverlaufsfilter mit umgekehrten Verlauf / GND
Ein Grauverlaufsfilter mit umgekehrten Verlauf ist ein Spezialfilter für die Landschaftsfotografie. Er wird dann verwendet, wenn man ein Motiv hat in dem sich die Sonne knapp über dem Horizont befindet. Zum Bespiel einen Sonnenuntergang am Meer. Ein normaler Grauverlaufsfilter wird stufenweise heller und zwar vom Rand zur Mitte hin. Ein umgekehrter Grauverlaufsfilter wird von der Mitte zum Rand hin heller.
Warm- /Kaltfilter
Dieser Filter beeinflusst die Farben, dies führt zu einem veränderten Weißabgleich. Einige Filter können bestimmte Farben blockieren. Diese Filter waren in analogen Zeiten populär. Im digitalen Zeitalter kann man ihren Effekt in der Nachbearbeitung imitieren. Deswegen werden diese Filter heute selten gekauft.
Spezialfilter
Es gibt verschiedene Arten von Spezialfiltern. Sternfilter verleihen hellen Objekten sternförmige Spitzlichter; Soft-Filter erzeugen einen verträumten Bildstil z.B. für Porträts. Infrarotfilter blockieren infrarotes Licht und lassen nur das „sichtbare“ Licht durch.
3) Verschiedene Formen von Filtern
Objektivfilter sind in unterschiedlichen Formen erhältlich. Die beliebtesten Filter sind Filter, die auf die Linse geschraubt werden können. Diese Filter werden direkt in das Filtergewinde vorne am Objektiv geschraubt. Diese Filter sind in verschiedenen Durchmessern erhältlich, je nach Objektivdurchmesser. Die verbreitetste Größe ist 77mm.
Runde Schraubfilter
Der beliebteste Filtertyp. Beispiele sind UV Filter, Polfilter oder Neutraldichtefilter. Schraubfilter unterscheiden sich in ihrer Dicke. Je dicker der Filter, desto höher die Wahrscheinlichkeit dass auf dem Foto eine Vignettierung sichtbar wird. Dünne „Slim Filter“ in der Regel teurer.
Quadratische Filter
Quadratische Filter sind beliebt bei Landschafts- aber auch bei Reportagefotografen. Man braucht einen Filterhalter, der auf das Objektiv geschraubt wird, um den Filter zu fixieren. Die gängigsten Maße sind 3×3 oder 4×4. Der Vorteil dieser Filter ist, dass man mehrere kombinieren kann. Das hat aber auch Nachteile, da mit steigender Anzahl von Filtern, die Bildqualität leidet.
Rechteckige Filter
Eine weitere beliebte Variante – hauptsächlich unter Landschaftsfotografen – sind rechteckige Filter. Sie werden wie quadratische Filter auf einen Filterhalter montiert. Da gerade Grauverlaufsfilter nicht rund sein können (man könnte sie sonst nicht an die Komposition des Fotos anpassen), sind sie die erste Wahl von Landschaftsfotografen. Im Unterschied zu quadratischen Filtern, haben sie mehr Platz um sie nach oben oder unten zu verschieben. So können Sie optimal an das Motiv angepasst werden.
Einschubfilter
Diese Filter werden in spezielle Einschübe an Teleobjektiven geschoben. Manche Teleobjektive bieten diese Möglichkeit, da ihre Frontlinsen einen zu großen Durchmesser haben. Es werden Polfilter und klare Filter als Einschubfilter angeboten.
4) Objektivfilter im Detail erklärt
Ich werde euch im Folgenden die einzelnen Filter im Detail vorstellen und euch die Effekte zeigen, die sie auf den Fotos erzeugen. Oft ist es leichter zu verstehen was ein Filter bewirkt, wenn man den Effekt auf einem Bild sieht. Oft ist es dann auch leichter zu entscheiden, wann man den Filter einsetzen sollte und wann besser nicht.
4.1) UV Filter (Clear/Haze Filter)
Der Sinn eines UV Filters ist inzwischen oft einfach nur der Schutz eurer Linse. Früher wurden die Filter verwendet um UV Strahlen vom Film fernzuhalten. Da alle digitalen Sensoren eingebaute UV Filter haben, braucht man sie heute eigentlich nicht mehr. Aber viele verwenden diese Filter eben als Schutz, denn es ist billiger einen verkratzten Filter zu ersetzen, als ein verkratztes Objektiv. Außerdem lässt sich der Filter leichter reinigen.
Auf eine Sache solltet ihr aber achten: kauft einen hochwertigen UV Filter. Am besten einen Filter aus Glas mit einer mutli-resistenten Beschichtung (MRC). Das schlechteste was man machen kann, ist einen billigen Filter vor ein teures Objektiv zu schrauben. Denn er wirkt sich nicht nur negativ auf die Bildqualität aus, sondern wird auch hässliche Reflektionen, Geisterbilder und Blendflecken erzeugen. Ich persönlich habe diesen hochwertigen UV-Filter von B+W und kann ihn sehr empfehlen. B+W ist eine deutsche Firma, die sehr hochwertige Glasfilter anbietet. Andere gute Hersteller sind Tiffen oder Hoya.
Sollte man einen UV Filter immer auf seinem Objektiv lassen?
Das ist eine Glaubensfrage. Die einen verteufeln den negativen Einfluss auf die Bildqualität. Die anderen können damit ruhiger schlafen. Ich habe auf meinem Sigma 17-50mm f/2.8 und meinem Tokina 11-16mm f/2.8 immer entweder einen UV Filter oder einen Polfilter. Der Einfluss auf die Bildqualität ist minimal – wenn man hochwertige Filter verwendet.
4.2) Polfilter
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Es gibt zwei Arten von Polfiltern – lineare und zirkulare Polfilter. Lineare Polfilter sollten nicht an digitalen Spiegelreflexkameras benutzt werden, weil sie zu falschen Belichtungsmessungen führen können. Zirkulare Polfilter sind hingegen sehr gut für DSLRs geeignet. Zirkulare Polfilter sind fast baugleich mit linearen Polfiltern, bis auf einen kleinen Unterschied. Sie haben ein zweites Glaselement besitzen, dass das einfallende Licht zirkulär polarisiert und somit die Belichtungsmessung nicht verwirrt. Was ein Polfilter eigentlich tut – in normalem Deutsch ausgedrückt – er ordnet das einfallende Licht. Licht wird in unserer Welt überall reflektiert. Es trifft also aus verschiedenen Winkeln auf die Linse. Einen Polfilter kann man sich wie ein Gitter vorstellen, das nur bestimmte Lichtstrahlen durchlässt. Dadurch wird reflektiertes Licht ausgesperrt. Der Effekt: kräftigere Farben, blauerer (gibt es das Wort?) Himmel, weniger Reflektionen und mehr Kontrast. Polfilter können auch Dunst reduzieren. Wegen all dieser Effekte sind Polfilter recht beliebt bei Landschaftsfotografen. Ich benutze einen Polfilter von Hoya in der Ultra-Slim Version und bin sehr zufrieden. Man sollte aber wissen, dass Polfilter euren Bildern einen Farbstich geben können, den man in der Nachbearbeitung korrigieren sollte. Mein Filter z.B. erzeugt einen gelblichen Farbstich.
Es gibt eine Reihe von Nebenwirkungen, die so ein Polfilter hat und man sollte sie kennen:
-Der Polfilter kann durch Drehen in seiner Intensität eingestellt werden. Anbei ein Beispiel:
-Der Effekt des Filters hängt auch vom Winkel zur Sonne ab. Der stärkste Effekt tritt in einem 90° Winkel zur Sonne auf.
-Polfilter können in Verbindung mit Ultra-Weitwinkelobjektiven zu einem ungleichen Farbverlauf im Himmel führen. Das ist ein sehr unschöner Nebeneffekt von Polfiltern und gerade in der Nachbearbeitung recht nervig. Mein Tipp: weniger ist mehr. Versucht den Filter so einzustellen, dass ihr den minimalen Effekt hab. Oder benutzt keinen Polfilter an Ultra-Weitwinkelobjektiven.
-Übertreibt es nicht. Teilweise kann der Himmel regelrecht schwarz erscheinen, wenn man den Polfilter zu intensiv einstellt. Das schaut dann nicht gerade natürlich aus.
-Polfilter verlängern eure Verschlusszeit um ca. 2 Blendenstufen. Das sollte man berücksichtigen. Aber die meisten Landschaftsfotografen haben ein Stativ dabei 😉
-Man sollte zu Ultra-Slim Filtern greifen. Da sie dünner sind, kommt es selten zu Vignettierung und man kann auch noch weitere z.B. Verlaufsfilter gut nutzen. Ich habe z.B. einen Filterhalter von Lucroix. Damit kann ich meinen Polfilter und weitere Filter gleichzeitig nutzen.
*Quelle: http://foto-lichtzelt.de
4.3) Neutraldichtefilter (ND Filter)
Der Zweck eines Neutraldichtefilters ist es, die Menge an einfallendem Licht zu reduzieren und dadurch die mögliche Belichtungszeit zu verlängern. Diese Filter sind besonders am Tag sehr hilfreich, da hier auch das Schließen der Blende oder das Reduzieren der ISO nicht signifikant längere Belichtungszeiten ermöglichen. Ein Beispiel: Ihr wollt einen Wasserfall fotografieren. Euer Ausganspunkt für eine korrekte Belichtung ist ISO 100, f/2.8, 1/2000. Ihr schließt jetzt eure Blende auf f/22 – damit liegt die Verschlusszeit für eine korrekte Belichtung bei 1/30s. Hmm…das ist immer noch zu kurz um das Wasser auf dem Bild in einen seidigen Nebel zu verwandeln. Verwendet man jetzt z.B. einen 3.0 Neutraldichtefilter (auch 10 Stop oder 1000er ND Filter genannt), verlängert sich eure Verschlusszeit um 10 Blendenstufen oder um den Verlängerungsfaktor 1.000. Bei f/2.8 könnte man also 1/2s belichten. Schließt man jetzt die Blende auf z.B. f/11 (ein guter Wert für die Landschaftsfotografie) dann kann man über 2 Sekunden belichten.
Neutraldichtefilter sind auch beim Einsatz eines externen Blitzes nützlich. Wenn man ein Model am hellen Tag mit externem Blitz und einer Blende von f/2.8 fotografieren würde, dann hätte man sehr wahrscheinlich ein überbelichtetes Foto. Die Verschlusszeit erhöhen funktioniert nicht, da einen die maximale Blitzsynchronzeit auf 1/250 einschränkt. Also bleibt einem noch die Blende zu schließen – was man aber wahrscheinlich nicht will. Man hat sich ja irgendetwas dabei gedacht offenblendig zu fotografieren (Bokeh und so…). In diesen Fällen benutzt man entweder einen sündteuren High Speed Sync Blitz oder man verwendet einen ND Filter, um das in die Kamera einfallende Licht zu reduzieren.
ND Filter gibt es in runden und quadratischen Ausführungen. Beide sind von der Funktion her identisch. Wenn ihr einen Filterhalter habt, empfehle ich euch quadratische ND Filter. So kann man z.B. einen Polfilter und einen ND Filter gleichzeitig nutzen.
4.4) Grauverlaufsfilter
Der Unterschied zwischen ND Filtern und Grauverlaufsfiltern ist, dass Grauverlaufsfilter zur Hälfte durchsichtig sind. Weil die Größe des Himmels im Vergleich zum Vordergrund von der Komposition eures Fotos abhängt, werden Grauverlaufsfilter oft in rechteckiger Form angeboten. Deshalb müssen solche Filter entweder mit der Hand vor das Objektiv gehalten werden, oder ihr verwendet einen Filterhalter. Der Vorteil wenn man einen Filterhalter benutzt ist, dass man mehrere Filter kombinieren kann. Der Nachteil ist, dass es zu Vignettierung kommen kann, wenn man mit einem Weitwinkel- oder Ultraweitwinkelobjektiv fotografiert. Seit vorsichtig mit Brennweiten unter 35mm (KB). Aber hier geht probieren über studieren.
Ich verwende einen Filterhalter von Lucroit für meine Landschaftsfotografie. Der Vorteil dieses Systems ist, dass es direkt auf das äußere Gewinde des Objektivs geschraubt wird. Dort wo normalerweise die Gegenlichtblende angebracht wird. Dadurch kann man einen schraubbaren Polfilter verwenden und gleichzeitig ND oder Grauverlaufsfilter. Es gibt auch Polfilter für Filterhalter, aber diese Filter sind wegen ihrer Größe extrem teuer. Außerdem lässt sich das System modular erweitern. Möchte man z.B. mehr als zwei Filter gleichzeitig verwenden, wird einfach das Stecksystem erweitert. Infos findet ihr hier.
Es gibt:
• Grauverlaufsfilter mit hartem Verlauf für Szenen mit flachem Horizont
• Grauverlaufsfilter mit weichem Verlauf für Szenen mit ungeradem Horizont z.B. Bergen.
• Grauverlaufsfilter mit umgekehrten Verlauf für Szenen in denen die Sonne sich nahe am Horizont befindet.
5) Filtermaterial
Filter können je nach Preis aus unterschiedlichen Materialien bestehen. Glasfilter sind von der Qualität her am hochwertigsten – deswegen auch teuer. Sie neigen leider dazu leicht zu brechen (Überraschung!). Filter von Lee sind in dieser Kategorie sicherlich mit das Beste was man bekommen kann.
Platik- oder Resinfilter sind billiger und robuster und im Bereich der Grauverlaufsfilter am beliebtesten. Ich benutze Hitech Filter und bin damit sehr zufrieden.
Polyesterfilter sind dünner als Plastik oder Resinfilter und meistens von sehr guter Qualität. Leider verkratzen sie leicht und sind deswegen weniger praktisch.
Filter aus Polykarbonat sind sehr robust und kratzfest – eine gute Alternative zu Platik oder Resin.
Schreibt mir gerne eure Erfahrungen und Empfehlungen in die Kommentare!